Es gibt Momente, da geht einem alles zu langsam. Der Depp im
Auto vor einem, scheint heute wieder zu träumen und fährt nicht los, obwohl die
Ampel schon seit 2 Sekunden auf grün steht. Die Oma an der Kasse braucht wieder
viel zu lange, weil sie ihre Packung Kamillentee und die Tafel
Haselnussschokolade unbedingt passend bezahlen will. Nur leider hindert sie
daran ihre zunehmende Sehschwäche und die Schlange hinter ihr wird zum
ungeduldigen Mob.
Ich glaube, jeder ertappt sich hin und wieder dabei, Personen
wie die in den obigen Beispielen zu verfluchen. Doch was stört uns so daran?
Warum sind wir denn ständig in Eile und regen uns über 5 Sekunden mehr an der
Ampel oder Supermarkt-Kasse so auf?
Können wir nicht vielleicht von diesen „Schildkröten“ unserer Gesellschaft lernen und eine gewisse Leichtigkeit der Langsamkeit und Stille in unseren Alltag einkehren lassen?
Können wir nicht vielleicht von diesen „Schildkröten“ unserer Gesellschaft lernen und eine gewisse Leichtigkeit der Langsamkeit und Stille in unseren Alltag einkehren lassen?
Gestern Abend, also knapp vier Wochen vor dem Heiligen
Abend, habe ich mit Freunden über die bevorstehende Advents- und Weihnachtszeit
geredet. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr ich doch diese Zeit liebe. Das
Kind in mir will einfach nicht erwachsen werden und vielleicht liegt es einfach
nur an dieser kindlichen Vorfreude, dass ich die kalten Wintertage am Ende des
Jahres so herrlich finde. Dem gegenüber stehen die Aussagen meiner Freunde und
anderer Menschen in meinem Umfeld, die Weihnachten einfach nur hassen, bzw. als
nervend empfinden. „Da ist doch alles noch stressiger, als sonst schon. Ständig
muss man sich Gedanken um Geschenke machen und im Radio läuft schon seit Mitte
November dieses Weihnachts-Gedudel.“ Was stellt man solchen Argumenten
gegenüber? Genau diese Frage hab ich mir gestellt. Ich muss vermutlich
ausgesehen haben, wie ein Schuljunge dem gerade mitgeteilt worden ist, dass nun
auch wieder samstags der Unterricht
besucht werden muss. Mir fehlten die Worte und Unverständnis machte sich breit.
Ist das wirklich alles so schlimm, mit dem Stress, der Musik und den
Geschenken? Wenn ich an Weihnachten denke, beginne ich mit einem Prozess der Entschleunigung.
Das Jahr geht zuneige, warum sollte ich mich in den verbleibenden Wochen
unnötig aus der Ruhe bringen lassen. Es mag kitschig klingen, aber was gibt es
schöneres als eine heiße Tasse Glühwein mit Freunden zu trinken oder einer
großen Kanne Tee im Kreis der Familie? Mein Empfinden sagt mir, dass es um
einiges angenehmer ist, mit seinen liebsten zusammen zu sein, als sich Sorgen
um das passende Geschenk für dieselben zu machen. Das „Last Christmas“ von
Wham! nicht gerade Wasser auf meine Mühlen ist, dürfte klar sein. Aber wer sich
der alljährlichen Folter immer noch mehr oder weniger freiwillig aussetzt, ist
selbst schuld. Stattdessen läuft bei mir zuhause und unterwegs auf dem
MP3-Player momentan das Werk der Fleet Foxes auf und ab. Wurde ihr letztes
Album zwar schon im Mai veröffentlich, so ist es gerade trotzdem passend mit
seinem mehrstimmigen harmonischen Chorgesang. Sie erinnern mich ein wenig an
die Beach Boys, oder auch Simon & Garfunkel. Deren Song „Sound of Silence“
sei allen ans Herz gelegt, die sich gerade zu hohem Druck ausgesetzt fühlen.
Denn in einem sind wir in unserem modernen Zeitalter Meister: Wichtiges zu
vergessen und dem Unwichtigem dafür umso mehr Bedeutung zu widmen. In Zeiten,
in denen man täglich mehr über Depression, Burnout und Selbstmord hören muss,
tut uns ein ruhiger Moment der Ruhe sicher gut.
„And in the naked
light I saw
ten thousand people maybe more
people talking without speaking
people hearing without listening
people writing songs
that voices never shared
and no one dared
disturb the sound of silence”
ten thousand people maybe more
people talking without speaking
people hearing without listening
people writing songs
that voices never shared
and no one dared
disturb the sound of silence”
Und so sitze ich an meinem Schreibtisch und beobachte die
kleinen bunten Lichter draußen vor meinem Fenster, die hastig durch die Gegend
schwirren, auf der Suche nach Harmonie und Ruhe.